Dunning-Kruger-Effekt, oder: wissen Inkompetente von ihrer eigenen Inkompetenz?
Merkt denn der Kollege nicht, wie unfähig er eigentlich ist? Die überraschende Antwort darauf lautet in vielen Fällen: Nein! Denn wir Menschen sind tatsächlich nicht besonders gut darin, uns wirklich realistisch einzuschätzen. Wahrscheinlich hast du schon einmal vom sogenannten Dunning-Kruger-Effekt gehört (ja, schon wieder ein Effekt). Dieser besagt, dass ahnungslose Menschen ihre eigenen Fähigkeiten oft überschätzen.
Man sagt zum Beispiel auch, dass inkompetente Menschen so wenig von einem bestimmten Thema verstehen, dass sie gar nicht wissen können, was sie alles nicht wissen.
Also im Gegensatz zu den alten Griechen, bei denen es schon hieß: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.
Das Gegenteil dieses Phänomens ist übrigens das Impostor-Syndrom oder auch Hochstapler-Syndrom. Dabei neigen Menschen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten herunterzuspielen und sich sozusagen selbst für Hochstapler zu halten. Erfolge werden von Betroffenen dann auf den Zufall oder auf Glück geschoben.
Wie gehst du am besten mit inkompetenten Kollegen um?
Du weißt nun, wie du Unfähigkeit erkennst und wie es überhaupt dazu kommen kann. Aber was kannst du dagegen tun? Leider müssen wir dir an dieser Stelle sagen, dass es sehr schwierig ist, inkompetenten Kollegen ihre eigene Unzulänglichkeit klar zu machen – und dass es auch nicht immer eine gute Idee ist. Einsichtig sind die meisten Kollegen nämlich nicht wirklich. Schließlich sind viele, wie oben erklärt, davon überzeugt, gute Arbeit zu leisten. Du müsstest also erst einmal beweisen, dass dem nicht so ist, und das könnte sich unter Umständen schwierig gestalten.
Am besten tastest du dich langsam an die Sache heran und überfällst deinen Kollegen nicht gleich mit deiner ungeschönten Meinung zu seinen Kompetenzen.
Wenn du das Gefühl hast, dass die Person deine oder die Arbeit des ganzen Teams behindert, solltest du zunächst einmal das Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen.
Nicht immer hat dieser den vollen Einblick in alles, was im Team vor sich geht, und lässt sich von dem Auftreten des Kollegen vielleicht täuschen. Als Vorgesetzter ist es seine Aufgabe, für ein funktionierendes Team zu sorgen, nicht deine.
Steht der Chef jedoch trotz allem auf der Seite des inkompetenten Mitarbeiters, hilft nur noch das persönliche Gespräch. Äußere deine Kritik immer im Zusammenhang mit Lob, um dem Kollegen nicht vor den Kopf zu stoßen. Hole dir auch Hilfe von deinen anderen Teammitgliedern, um zu besprechen, wie ihr die Person darauf hinweisen könntet, dass bei ihr die ein oder andere Wissenslücke vorhanden ist oder sie in bestimmten Situationen durch negatives Verhalten auffällt. Sind mehrere Personen der Meinung, dass es so nicht weitergehen kann, lässt sich der Kollege vielleicht eher überzeugen. Doch Vorsicht: Stellt auf jeden Fall klar, dass ihr trotzdem auf seiner Seite steht und euch nicht etwa gegen ihn verschworen habt.
Hier erfährst du, wie du richtig Feedback gibst - und warum es so wichtig ist
Mit überforderten Kollegen umzugehen, ist nicht einfach. Besonders, wenn diese gar nicht einsehen, dass sie vielleicht gar nicht so gut in ihrem Job sind, wie sie glauben. Konstruktive Kritik und vor allem das Gespräch mit dem Chef oder dem Teamleiter sind hier die besten Methoden, um die betreffende Person auf den richtigen Weg zu bringen. Denn damit eine Besserung möglich ist, muss zuerst die Einsicht her, dass sich etwas verändern muss.