Verschiedene Großkanzleien und Anwaltsboutiquen setzen inzwischen auf Teilzeitprogramme für Juristen. Von Linklaters bis McDermott – das Angebot ist vielfältig und viele Kanzleien folgen dem Trend. Die Nachfrage unter jungen Absolventinnen und Absolventen nach diesen Programmen ist hoch. Verständlich, denn Halbtagsprogramme klingen in erster Linie sehr verlockend. Viele erhoffen sich dadurch den Spagat zwischen Familie und Karriere sowie genügend Lebensqualität durch mehr Freizeit zu erlangen.
Die Kanzleien reagieren somit auf den jetzigen Trend und wollen das Arbeitsleben als Anwältin oder Anwalt attraktiver machen. Denn das Arbeitsleben in Großkanzleien und der Anwaltsbranche allgemein wirkt inzwischen eher abschreckend, weshalb viele den öffentlichen Sektor favorisieren. Ein großzügiges Gehalt reicht heutzutage per se nicht mehr aus – Lebensqualität steht immer mehr im Vordergrund.
Ob Halbtagsprogramme in ihrer Umsetzung den Erwartungen der Berufsanfänger gerecht werden und welche Nachteile sie mit sich bringen, ist Gegenstand des Artikels.
Teilzeitprogramme: Für wen eignen sie sich überhaupt?
Es ist längst nicht mehr so, dass Teilzeit- oder Halbtagsmodelle nur für diejenigen in Frage kommen, die Familie und Beruf vereinbaren wollen. Der modernen Generation Y ist zunehmend der Mehrwert der Freizeit bewusster geworden, sodass das Thema mehr in den Vordergrund getreten ist und Freizeit auch aktiv eingefordert wird. Viele qualifizierte Absolventen ziehen deshalb unter anderem den öffentlichen Sektor vor, sodass mittlerweile Kanzleien mit dem Trend mitziehen und ihr Angebotsspektrum erweitern.
In der Jurabranche tritt dieses Problem naturgemäß öfter auf, da die Anwaltstätigkeit in Vollzeit sehr arbeitsintensiv ist – was auf viele abschreckend wirken kann. Denn in einer Großkanzlei sind über 60 Wochenarbeitsstunden nicht selten.
Die Halbtagsangebote eignen sich also grundsätzlich für diejenigen, die nicht auf eine Karriere in einer Kanzlei verzichten möchten, diese aber mit Lebensqualität verbinden wollen – durch beispielsweise genügend Freizeit oder auch Familie.